1. Hintergründe
Der französische König Johann II., genannt "Der Gute", hatte seine Sohn Phillip (später genannt: "Der Kühne") mit dem Herzogtum Burgung belehnt (1363). Streitereien mit seinem Vater führten zum kompletten Bruch und dazu, dass Phillip seine eigene Machtpolitik betrieb.
Phillip und seine Nachfolger vergrößerten das Gebiet des Herzogtums nach und nach gewaltig, u.a. wurden Flandern, Holland, Brabant, Limburg, Luxemburg und die Picardie dem Herzogtum einverleibt. Das Staatsgebiet war zersplittert und zerklüftet, weiterhin bestand das Problem dass, bedingt durch die einzelnen Gebiete, Burgund sowohl dem Königreich Frankreich als auch dem Deutschen Reich lehnspflichtig war. Die Hauspolitik Burgunds zielte auf die Lösung dieser Probleme ab. Im Vertrag von Arras kam es 1435 zur Auflösung der Lehnspflicht gegenüber Frankreich. Im selben Jahr verweigerte Phillip III. (der Gute) auch dem deutschen Kaiser den Lehnseid. Burgund war dadurch zur selbstständigen Macht aufgestiegen.
Das Ziel, ein zusammenhängendes Staatsgebiet zu schaffen, musste Burgund unweigerlich in Konflikt mit seinen Nachbarn bringen.
Die Phase vor den Burgunderkriegen war geprägt von der Sorge um die Machterweiterung Burgunds.
Seit 1472 regierte Jolanda, eine Schwester des französischen Königs Ludwig XI., für ihren minderjährigen Sohn Phillip das Herzogtum Savoyen. 1473 verbündete sich Jolanda mit Burgund und zog damit Stellung gegen Bern und Freiburg.
Die Reichsstädte Basel, Colmar, Strassburg und Schlettstadt, sowie die Bischöfe von Basel und Strassburg schlossen mit der Eidgenossenschaft und dem Herzog von Österreich 1473 ein Schutzbündnis gegen Burgund, die sog. "Niedere Vereinigung". Österreich-Tirol und die Eidgenossenschaft beendeten ihren jahrhundertelangen Konflikt und schlossen die "Ewige Richtung". In diesem Vertrag wurden die jeweiligen Gebiete anerkannt und ein ewiger Landfrieden ausgerufen. Die bisher bestehende Schutzzusage Burgunds für die Eidgenossenschaft war dadurch nicht mehr notwendig.
Die Herzöge von Burgund hatte sich während des Hundertjährigen Krieges (Hundertjähriger Krieg (1337-1453)) mehrmals mit England gegen Frankreich verbündet. Zwischen 1465 und 1472 kam es mehrmals zu kurzen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Burgund und Frankreich. Beeindruckt von der militärischen Schlagkraft Burgunds scheute Frankreich danach die direkte Auseinandersetzung. Die eidgenössische Reichsstadt Bern verfolgte eine eigenständige Expansionspolitik auf Kosten burgundischen Gebieten. Frankreich verlegte sich nun darauf, diesen Konflikt weiter zu schüren und für die eigenen Zwecke auszunutzen. 1474 kam es zu einem Vertrag zwischen Frankreich und den acht eidgenössischen Orten, sowie Freiburg und Solothurn. In diesem Vertrag sicherte Frankreich finanzielle und militärische Hilfe falls es zum Krieg gegen Burgund käme.
2. Ablauf der Ereignisse
Aufgrund seines Bündnisses mit dem Erzbischof von Köln, Rupprecht von der Pfalz wurde Burgund in den Streit zwischen Rupprecht und dem Erzstift Köln hineingezogen. Herzog Karl der Kühne von Burgund zog mit einem Teil seines Heeres im Sommer 1474 vor die Stadt Neuss und begann eine Belagerung. Das Erzstift Köln wiederum war Teil des Deutschen Reiches und das Eingreifen Burgunds in Reichsangelegenheiten veranlassten Kaiser Friedrich III. zur Erklärung des Reichskrieges gegen Burgund.
Mittlerweile war der burgundischen Landvogts Peter von Hagenbach nach Verurteilung durch ein Gericht der oberrheinischen Städte in Breisach hingerichtet worden. Der Bruder des Hingerichteten verwüstete als Rache einige Städte im Elsass. Daraufhin schickte die "Niedere Vereinigung" ein Heer nach Burgund und besiegte den dort stehenden burgundischen Heeresteil in der Schlacht bei Hericourt (13.11.1474) vernichtend.
Bern und Freiburg besetzten Ende 1474, bzw. Anfang 1475 savoyische Gebiete. Jolanda von Savoyen lehnte ein Ultimatum ab, in dem sie von Bern und Freiburg aufgefordert worden war, Burgund den Krieg zu erklären. Im April 1475 fiel daraufhin ein bernisch-freiburgisches Heer in savoyisches Gebiet ein und eroberte zahlreiche Städte und Burgen.
Nach Ausbruch der Kämpfe in Savoyen und Burgung brach Karl der Kühne die erfolglose Belagerung von Neuss ab und besetzte mit seinem Heer Lothringen. Englische Truppen landeten 1475 nahe Calais. Die Unterstützung durch den Bündnispartner Burgund blieb jedoch aus, so dass Frankreich im Frieden von Picquiny erreichen konnte, das England sein Bündnis mit Burgund aufkündigte. Der Hundertjährige Krieg (Hundertjähriger Krieg (1337-1453)) war damit beendet.
Anfang 1476 ging Karl der Kühne in die Offensive. Ende Februar eroberte er das Städtchen Grandson zurück, welche von Truppen aus Bern und Freiburg besetzt gehalten worden war. Nach der Übergabe ließ Karl die gesamte Besatzung hinrichten. Kurze Zeit später erreichte ein Entsatzheer aus Bern, unterstützt durch eidgenössische Einheiten, den Ort. Am 2. März 1476 kam es zur Schlacht bei Grandson, in der die Burgunder geschlagen wurden. Das Heer Karl zog sich überstürzt zurück und überließ den Schweizern eine umfangreiche Beute - u. a. 400 Geschütze. Eine Verfolgung unterblieb und das schweizer Heer löste sich wieder auf, da die restlichen Eidgenossen die Expansionspolitik Berns nicht unterstützen wollten und keinen Verteidigungsfall mehr gegeben sahen.
Innerhalb kürzester Zeit stellte Karl der Kühne ein neues Heer auf. Anfang Juni 1476 war er bis nach Murten vorgestossen. Murten lag auf uraltem Gebiet der Stadt Bern, ein erneuter Verteidigungsfall für die Eidgenossenschaft war damit gegeben. Am 22. Juni 1476 fügte das Eidgenössische Heer den Burgundern in der Schlacht von Murten die schwerste Niederlage zu. Diesmal wurde der Sieg ausgenützt und ein Vorstoss in das Waadtland unternommen. Jolanda von Savoyen wurde dadurch zum Friedensschluss gezwungen (Juli 1476).
Karl der Kühne zog sich nach Burgund zurück und stellte wiederum ein neues Heer auf. Mit diesem griff er erneut Lothringen an. Erneut ließ sich Karl auf eine zeitraubende Belagerung ein: Nancy.
Am 05. Januar 1477 erreichte ein Entsatzheer mit 8.000 schweizer Söldnern unter dem Herzog von Lothringen, zusammen mit dem Aufgebot der Niedernen Vereinigung die Stadt und zerschlugen das burgundische Heer. Karl der Kühne war unter den Gefallenen.
Aus der Zeit ist folgender Spottvers überliefert: "Herzog Karl verlor vor Grandson den Mut, vor Murten das Gut und vor Nancy das Blut."
3. Auswirkungen
Karl der Kühne hinterließ keinen männlichen Erben. Seine Tochter Maria heiratete im August 1477 Kaiser Maximilian I. Das Haus Habsburg vergrößerte sein Gebiet damit um die gesamten burgundischen Terretorien.
Im Vertrag von Freiburg einigten sich Bern und Freiburg mit Savoyen. Jolanda musste große Gebiete an Bern und Freiburg abtreten und erkaufte so den Frieden.
Am 24. Januar 1478 einigten sich die übrigen Parteien (Maximilian als Erbe Burgunds, Österreich-Tirol, Lothringen, die Eidgenossenschaft und die Niedere Vereinigung) im Frieden von Zürich. Man sicherte sich gegenseitige Neutralität zu und die Schweizer gaben für 150.000 Gulden die Freigraftschaft Burgund an Maxilian zurück.